Polizei a.D. vs. System? Ein Widerpruch?

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Von einer wahrlich gut über meine Person informierte Frau bekam ich letztens die Worte zu hören: «Du kannst doch nicht, nach dem Du über 30 Jahre als Vertreter des Systems gearbeitet hast – dieses mit einem Mal anzweifeln.»

Diese Aussage ist meiner Auffassung nach symptomatisch in der öffentlichen Diskussion über die Polizei und ihre gesellschaftliche Rolle. Ich glaube, einige unterliegen da einem Irrglauben bzw. einem Missverständnis. Gar nicht wenige ergreifen den Beruf Polizist, weil sie eine gewisse Grundüberzeugung mit Geld verdienen kombinieren. Zumindest kenne ich sehr viele, die das Grundgesetz in seiner Ausgestaltung für eine gute, wenn nicht sogar die erstrebenswerteste Verfassung, für einen modernen Staat halten. Vieles wurde mir persönlich erst in der Ausbildung ab 1987 bewusst. Auch heute noch, stehe ich dazu, dass das was da steht, eine wirklich gute Sache ist.

Doch das Grundgesetz ist ein Rahmen. Die Gesellschaft, die Politiker, die Wirtschaft innerhalb dieses Rahmens ist eine ganz andere Nummer. Seit dem Inkrafttreten wurde an den Artikeln immer wieder herumgebastelt. Meistens war dies von erheblichen Protesten in der Bevölkerung begleitet. Gekümmert hat es am Ende niemanden und die Veränderungen standen. Meistens wurde mit der Veränderungen der Zeiten argumentiert und oftmals war es die Angst, welche benutzt wurde. Mich hat das schon immer fasziniert. Ich finde es anmaßend, Leuten die damals unter dem Eindruck des Nationalsozialismus, Krieg, Terror, etwas entwarfen, zu unterstellen, dass sie von einem Terror der heutigen Zeit nichts wissen konnten.

Ich glaube, es reicht für den Entwurf allgemein gehaltener Maxime vollkommen aus, um die Kontroll – und Überwachungssucht des Staats zu wissen. Man muss nichts über die technischen Möglichkeiten der Zukunft wissen. Die Annahme lautet: «Wenn etwas auf den Markt kommt, werden es bestimmte Persönlichkeiten auch nutzen wollen!» Ich stütze diese Behauptung unter anderen darauf, dass sich die europäischen Staaten immer mehr den Dystopien aus den Zwanziger und Dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts annähern. Diese Entwicklung hat wiederum nichts mehr mit den Ideen der Schöpfer des Grundgesetzes zu tun.

Unmittelbar regelt das Grundgesetz nicht das Wirtschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland. Es stellt lediglich Anforderungen an ein Wirtschaftssystem. Gelenkte und geplante Wirtschaftsstrukturen schließt es genauso aus, wie die allgemein als Raubtierkapitalismus bezeichnete vollkommene unkontrollierte freie Entfaltung. Das passt einigen, insbesondere den Global – Playern nicht in den Kram, weil sie dieses als Hemmschuh für Wachstum und Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland betrachten.

Meinem Empfinden nach, bekommen die Vertreter dieser Auffassung immer mehr Oberwasser. Dies hat gesellschaftlich tiefgreifende Folgen und betrifft auch jemanden, der einer in der Verfassung implementierten Säule, nämlich der Exekutive dient.
Im Grundgesetz steht auch nichts über die gesellschaftliche Entwicklung in eine verwaltete Gesellschaft. Wenn überhaupt ließe sich ein Verbot aus dem Passus, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, ableiten. Wer Menschen ihrer Individualität beraubt, sie in politischen Reden stets in Kategorien einsortiert, unter Begriffen zusammenfasst, Gesetze und Verwaltungsvorschriften erlässt, die dies tagtäglich forcieren, entzieht Menschen die Würde.

Es ist dem «einfachen» Bürger nicht vorzuwerfen, wenn er nach ständiger verbaler Beeinflussung durch eine politische «Elite», dies in sein Verhalten übernimmt. Doch die Elite verliert die Berechtigung diese Bezeichnung in Anspruch zu nehmen. Was ein großer Teil jenseits der von Ghostwritern und Beratern vorgebenen Texte für Bundestagsreden von sich gibt, ist absolut unterirdischer Populismus. Teilweise, nämlich dann wenn für einen Deutschen nicht zu Diskutierendes mit Euphemismen verschleiert wird, geht es ganz weit über den Rand des Grundgesetzes hinaus. Umzäunte und bewachte Auffangzentren außerhalb des Staatsgebiets sind im deutschen Sprachgebrauch immer noch Lager. Wenn überhaupt, könnte man auf deutschen Gebiet von einem Durchgangslager analog zu Friedland sprechen.

Es ist erbärmlich, wie sich das Establishment, allen voran die CDU/CSU gegenüber der AfD positioniert, wenn sie von denen behauptet, dass sie Unsägliches wieder hoffähig machen wollen. Aber beispielsweise, vertreten von der Jungen Union, von “Gleichschaltung” spricht. Dobrindt spaziert ebenfalls ein wenig durch die Geschichte und fordert die “Konservative Revolution”, aus der bekanntlich ein aus Österreich zugewanderter Politiker namens Adolf Hitler die NSDAP bastelte. Auch solche Dinge stoßen einem überzeugten Kriminalbeamten auf. Ich weiß nicht, wie oft ich bei Berichten überlegte, welche Worte ich verwende, um nicht einen vollkommen falschen Eindruck zu erwecken. Ich habe mir einige Gedaanken darüber gemacht, wie das mit der Gleichschaltung der Gesellschaft, unter anderen bei der Polizei, passieren konnte. Aber Herr Seehofer kämpft ja auch bis zur letzten Patrone.

Die Gesellschaft, die der Polizist dient, hat diese Menschen an die Spitze des Staats gesetzt! Freundlich ausgedrückt “ultrakonservative” die jeden Tag bewusst und vorsätzlich mit den niedrigen Instinkten der Masse spielen. Als ich bei der Polizei anfing, hatten sich gerade Leute wie Franz – Josef Strauss aus dem großen Geschehen verzogen. Innensenatoren, die sich nicht unter Kontrolle hatten, bekamen mächtig Gegenwind. Die Republik befand sich politisch im Aufwind und wurde langsam, trotz der Lethargie der Bonner Provinz und einem mehr als biederen Dauerkanzler, zu einem wirklich aufgeklärten modernen Staat. Die rhetorischen Propaganda – Kriege zwischen dem “Schwarzen Kanal” – Schnitzler und ZDF Magazin – Löwenthal, dienten fast nur noch der Erheiterung. Heute kommen mir die beiden vor dem Hintergrund des aktuellen Geschehen wie blutige Amateure vor.

Mir ist in Gesprächen aufgefallen, dass gerade die Generation der heute 70 – 80 jährigen Bundesbürger, also die der Anfangszeit nach dem II. Weltkrieg, dies durchaus kritisch beäugt, während die Generation der 40 – 60 jährigen, eher unbesorgt damit umgeht. Ich empfinde beim Zuhören auch oftmals eine Abgestumpftheit der Sprecher. Sie leben innerhalb des Rahmens «Grundgesetz», aber sie leben nicht aktiv die Idee.

Den “Grünen” wird neuerdings vorgeworfen, dass sie eine Verbotspartei wären. Beginnen wird doch erst einmal damit, mit welcher Impertinenz, Respektlosigkeit und Arroganz “Hierarchiespazierer” wie Spahn, Lindner, Söder, Dobrindt u.a. auf normale Menschen eindreschen, die im Gegensatz zu ihnen eine echte Lebensleistung vollbracht haben und nun vor den Trümmern ihres Lebensentwurfs stehen. Es soll noch Menschen geben, die arbeiten und nicht ihr Leben nach der Karrieregeilheit ausrichteten.

Jedes Recht und jede Freiheit muss der auf Gier und Drang nach unbegrenztem Wachstum geprägten Wirtschaft abgerungen werden. Der Kapitalismus hofiert nun einmal diese im menschlichen Verhalten implementierten Phänomene. Bisher ging alles gut, doch langsam melden sich Zeichen am Horizont, dass das ganze aus dem Ruder gerät.

Die sozialen Spannungen werden größer. Die geringer Bedachten oder Verlierer werden an die Ränder der Städte gedrängt und verkommen dort zu verwalteter biologischer Masse. Es entstehen scharf abgegrenzte Eliten. Sicherheit – und Schutzbedürfnisse werden zur Frage des gezahlten Geldes. Wer es sich leisten kann, zieht in Häuserkomplexe mit eigenen Sicherheitsdiensten. Wohlhabende Bürger bezahlen private Security – Streifen, die gekleidet in Fantasieuniformen Quartiere beschützen sollen.

Statussymbole nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Hingegen sinken Persönlichkeit und Lebensleistung im Ansehen bzw. verlieren ihre gesellschaftliche Rolle. Parallel wird das Bedürfnis nach diesen Symbolen seitens der Werbung (Wirtschaft) befeuert. Alles Prozesse, die auch im Ostblock nach der Öffnung in den Neunzigern zu beobachten waren und auch heute noch dort deutlich gesehen werden können.

Parallel werden in der Gesellschaft der «Habenden» dekadente Diskussionen geführt, die mit der Lebensrealität der Menschen den Hochhäusern am Stadtrand, den Zonenrandgebieten oder strategischen innerstädtischen Spekulationsgebieten, nicht im entferntesten etwas zu tun haben. Auch dieser Spalt wird immer größer. Ich unterstelle einer großen Zahl prominenter “LINKER”, dass sie sprachlich und programmatisch zur ehemals als “Arbeiterklasse” bezeichneten Schicht, jeden Kontakt verloren haben.

Ich habe das beruflich in den vergangenen dreissig Jahren alles verfolgen können. Bereits in den Neunzigern dämmerte mir bei einem Aufenthalt in der damals noch bestehenden Tschechoslowakei, während meiner Zeit in Kommissariaten welche sich auf Organisierte Kriminalität durch Bürger aus Restjugoslawien und G.U.S. spezialisiert hatten, dass ich in eine Zukunft blickte. Als ich um 2000 von einer privaten Sicherheitsfirma in der Berliner Potsdamer Straße aufgefordert wurde, mit meinem Zivilwagen wegzufahren oder in Marzahn beim Betreten eines Hauses einen uniformierten Portier passieren musste, rundete sich mein Bild langsam ab.

Die nachfolgenden operativen Einsätze in den Siedlungen von Spandau, Neukölln, Marzahn, Hellersdorf bestätigten mich in allem, was ich oben formuliert habe. Noch übler sieht es in den «ärmeren» neuen Bundesländern aus. Was wir dort als Berliner verdeckt operierende Einsatzkräfte zu sehen bekamen, hat sich mir tief eingeprägt. Zeitweilig wähnte ich mich in der Dritten Welt. Wer dort auch noch Heime für Zuflucht Suchende aufstellt handelt meiner Meinung nach mit Vorsatz und will für seine Zwecke die Eskalation der Situation. Da steckt Kalkül dahinter.

Wer von einem Konsens der Gewaltlosigkeit, einer deutschen Leitkultur spricht, redet nicht über die Siedlungen, in Rostock, Frankfurt/Oder, Cottbus, Berlin, Magdeburg und anderen Gebieten. Wir steuern, wenn wir nicht längst schon angekommen sind, auf einen Zustand zu, in dem sich die glitzernden wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen nur auf eine sich gern präsentierende Minderheit, beziehen, die das echte Bild verschleiern. Ich wehre mich dagegen, die Menschen, die dort abgehängt von allem sich sozial selbst überlassen sind, aufgrund ihres Verhaltens zu verurteilen. Wer dort nicht heranwächst, muss erst einmal das Gegenteil beweisen.

Der natürliche Lebensraum eines Kriminalbeamten ist genau an diesen schwierigen Plätzen. Exekutive bedeutet auch, für die Entscheidungen und Bestrebungen einer gewählten Regierung einzutreten und die Folgen zu sehen. Ich bin kein Verfassungsrichter, insofern steht es mir nicht zu, das Gebaren als verfassungswidrig zu bezeichnen. Aber ich erlaube mir ein persönliches Empfinden. Und das meldet mir, dass das mit Regieren im Sinne des Wohls für die Bevölkerung und der Menschlichkeit nichts mehr zu tun hat.

Alles ist darauf ausgerichtet: «Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch dem Volk gut!» Ich mach mal eine andere Rechnung auf. Der Wirtschaft im Falle eines Konzerns oder Global – Players, um bei diesem namen – und gesichtslosen Begriff zu bleiben, geht es am besten, wenn wenig Gehälter gezahlt werden müssen, die Sozialabgaben gering sind, die Rente klein ist und maximale Gewinne erzeugt werden können. Der Wirtschaft, bezogen auf den inneren Markt und Wohlstand des Bürgers, geht es gut, wenn die Kaufkraft des Inländers hoch ist. Portugal hat das gerade erfolgreich vorgemacht. Wie es anders aussieht habe ich in der Mongolei gesehen. Schaut man sich die Innenstadt von Ulanbataar an, wähnt man sich in einen aufstrebenden Staat. Jeder Meter, der einem aus der Innenstadt entfernt, zeigt einem den Irrtum auf. Doch soweit muss man gar nicht reisen, wenn man in Berlin wohnt. Da gibt es diesen Effekt auch. Passend hierzu gehorcht die Berliner Polizeiführung den Vorgaben der «Habenden». Den neuen Konzepten nach, wird die Polizeipräsenz in der Innenstadt erhöht und damit am Rande ausgedünnt.

Die aktuelle Situation Hartz IV ist für mich ein Beruhigungsmittel. Die Leute bekommen genau die Zuwendungen, die sie halbwegs überleben lasssen und sie mit dem Druck versehen, bei Zuwiderhandlungen das auch zu verlieren. Anderenfalls bestände das Risiko, dass sie zur Revolte übergehen. Wie das ausgeht und aussieht erleben wir gerade in Frankreich. Die sind Deutschland nämlich auf dem Land, in den Banlieue und den Randgebieten um wenige Jahre voraus. Amüsanterweise (Zynismusmodus!) schreibt die Zentrale für politische Bildung dazu:

Seit drei Jahrzehnten stellen die benachteiligten Randgebiete der französischen Großstädte eine zentrale Herausforderung der französischen Innenpolitik dar. In den Banlieues prägen Arbeitslosigkeit, städtische Verwahrlosung und Gewalt den Alltag. Urbane Ausschreitungen erreichten 2005 ein erschreckendes Ausmaß. Experten warnen vor einer starken sozialen Segregation, wie sie in vielen US-Städten zu finden ist.

Ich habe mir das mal vor einigen Jahren in Paris angesehen. Als jemand, der in einer Berliner Hochhaussiedlung aufwuchs und dort ab und zu zum Zwecke der eigenen Erdung mal vorbei schaut, kam mir vieles merkwürdig bekannt vor. Im Gegenzuge bestätigte mir ein Sozialarbeiter aus Paris, der sich mal Berlin mit seinen Augen ansah, mein Gefühl. Aus Gesprächen mit Lokalpolitikern weiß ich auch, dass die das durchaus genauso sehen wie ich.

Gleiches spielt sich bei der Bekämpfung der Drogenszene ab. Man stelle sich vor, der «Görlitzer Park», wäre irgendwo am Rande von Marzahn oder Heerstraße – Nord. Kein Mensch würde sich dafür interessieren. In Berlin spielt sich immer das gleiche Spiel ab. Quartiere werden herunter gewirtschaftet. Dann kommen sie Studenten und Künstler auf der Suche nach günstigen Wohnraum. Die Gegend wird «hipp» und attraktiv für «Habende» mit alternativen aufgeklärten Lebensverständnis. Bevorzugt ziehen dann Anhänger der «Grünen», Kreative, Designer und Architekten in die Häuser. Die Mieten steigen und das Niveau hebt sich. Übrig bleiben die Fragmente vor der Tür. Obdachlose, Abhängige, das örtliche Trinkermilieu und Prostitution.
Dafür gibt es dann die Polizei, die jene Szene gefälligst woanders hin verdrängen soll. Meistens ins nächste Gebiet welches heruntergebracht werden soll.

Hierzu ein kleiner Exkurs in die Berliner Geschichte. Der Berliner Humboldthain wurde einst als eine Art Botanischer – und Zoologischer Garten für das Bürgertum errichtet. In direkter Nachbarschaft zum sogenannten Roten Wedding. Einem der Ausgangspunkte der Novemberrevolution 1918. Damals schon missfielen den Bürgern von Berlin die zahlreichen herumlungernden Obdachlosen und Schlafburschen. Deshalb forderten sie von der Polizei die Verdrängung. Irgendwie hat sich wenig geändert. Doch eins: Die kannten das Beruhigungsmittel Hartz IV noch nicht.

Das geschieht so lange, bis die Berliner Illusion in der Mitte frei von Störenfriede ist. Am Ende des Prozesses bleiben nur noch die Stadtränder. Hallo Paris, Hallo London, wir wären dann auch soweit.

Nein, ich habe immer versucht, für eine Gesellschaft einzutreten, die zum Rahmen Grundgesetz passt. Was jetzt passiert, hat damit nichts mehr zu tun. Entstanden ist ein System, welches nicht zum Rahmen passt. Und dagegen kann ich ohne jegliche Skrupel antreten – eben gerade, weil ich eine ganze Menge gesehen habe. Die Geschehnisse und das Gesehene im Polizeidienst treiben einen häufig vor sich her. Es ist absolut menschlich, dass man bei gleicher Informationslage zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Meins ist, dass Menschen nicht als das geboren werden, was sie irgendwann sind.

Viele Faktoren wirken auf die Persönlichkeit ein. Nach meiner Logik ist die Anzahl kranker, gewaltätiger, brutaler, egoistischer, asozialer Menschen eine Kennzahl für den Zustand der Gesellschaft. Dabei geht es weniger um Fallzahlen in Kriminalstatistiken, sondern wie man die Täter oder Einsatzsituationen persönlich erlebt. Eine Gesellschaft produziert ihre Problemfälle immer alleine. Der bürgerliche ausgestreckte Zeigefinger, bedeutet immer, drei Finger zeigen auf das Bürgertum und einer, der Daumen, auf die Machthaber, die sie gewählt haben. Immer nur auf den Täter zu schauen, sich auf Stereotype zu fixieren ist nachvollziehbar, ist meiner Meinung nach einen Schritt zu kurz gedacht.

Lasst es nur einen Anfang sein … Friday for Future

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Die beiden Tweets sind lediglich Beispiele für Reaktionen des Establishments auf die Bewegung, die seitens Greta Thunberg initialisiert wurde, sie als Einzelperson aber längst, wie jede Bewegung überholt hat. Mittlerweile haben sich ihr auch Eltern und Wissenschaftler angeschlossen.

Mal abgesehen davon, dass der Tweet des AfD – Vertreters vollkommen irre ist, zeigt er dennoch eine gewisse Tendenz auf. Nebenbei hat der Attentäter Donald Trump als Vorbild und Wegbereiter seines Gedankenguts benannt. Dem Herrn von der CDU ist nicht abzusprechen, dass er sich zwar in der CDU befindet, aber durch aus mit solchen Worten bei der AfD mit offenen Armen empfangen werden würde. Mir fallen auch ein paar geschichtliche Ereignisse ein, wo die Demonstranten, später Revolutionäre nicht einmal zur Schule gehen durften. Französische Revolution, Deutsche Revolution, Russische Revolution … und es dürfte eine spannende Diskussion sein, was denn eigentlich das “Richtige” ist.

I can see you in the morning when you go to school
Don’t forget your books, you know you’ve got to learn the golden rule
Teacher tells you stop your play and get on with your work
And be like Johnnie too-good, don’t you know he never shirks
He’s coming along

Supertramp – School

We don’t need no education
We dont need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teachers leave them kids alone
Hey! Teachers! Leave them kids alone!
All in all it’s just another brick in the wall.
All in all you’re just another brick in the wall.

We don’t need no education
We dont need no thought control
No dark sarcasm in the classroom
Teachers leave them kids alone
Hey! Teachers! Leave them kids alone!
All in all it’s just another brick in the wall.
All in all you’re just another brick in the wall.

Pink Floyd – The Wall

Ich würde die Diskussion damit beginnen. Aber Herr Kuffer ist 6 Jahre jünger als ich (ursprünglich ging ich hier davon aus, dass er älter wäre, aber ich habe es nochmals nachgelesen) , vielleicht ist er mit anderen Vorbildern und Gedankenanregungen aufgewachsen. Vielleicht liegt es aber auch an mangelnden Sprachkenntnissen.

Was passiert eigentlich? Da ich selbst kein Naturwissenschaftler bin, muss ich mich auf die Aussagen der Wissenschaftler verlassen. Ich sehe dabei auch keinerlei Probleme. Wenn gleich weltweit tausende, in unterschiedlichen politischen Systemen agierende und forschende Wissenschaftler, zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen, ist salopp gesagt «die Kacke am Dampfen!»

Über Fakten zu diskutieren ist ziemlich sinnlos, Zeitverschwendung und im Übrigen auch vollkommen irrational. Damit ist schon mal jeder Leugner aus dem Lösungsprozess heraus. Was soll die Weltgemeinschaft mit politischen Führern, die nicht einmal derart elementare Dinge intellektuell verarbeiten können. Aber es stellt sich die Frage, wie unser System funktioniert, dass solch einfach strukturierte Menschen in diese Position kommen konnten. Irgendetwas muss falsch sein.

Ein System, in dem die Ignoranz, Narzissmus, diverse Persönlichkeitsstörungen und schlicht nicht dem Durchschnitt entsprechende Intelligenz die politische Elite stellt, muss etwas schief gegangen sein. Auch das ist ein Fakt.

Das Gute an unserer medialen Gesellschaft ist der Umstand, dass sich Menschen mit diesen Störungen gern dort präsentieren und ihr Lebensweg über Jahrzehnte hinweg nachzuvollziehen ist. So hat uns zum Beispiel Christian Lindner viele schöne Zeitdokumente über seinen Werdegang geliefert, die durchaus beispielhaft für diverse Karrieren sind. Schon als Schüler war sein Verhalten auffällig. Mit Anzug und Krawatte saß er seinen Unterricht ab, erkannte schnell, wie man sich innerhalb des Systems Geld verschafft, ohne durch produktive Arbeit bzw. intellektuelle Beteiligung am gesellschaftlichen Geschehen ausgebremst zu werden. Dabei vermarktete er sich bereits zu Abiturzeiten geschickt und vor allem angepasst medial.

Lindner ist quasi eine Gebrauchsanleitung für jeden Abiturienten, wie man im bestehenden System nach oben in die Machtregion gelangt. Eine Professionalität kann ihm in diesem Zusammenhang nicht abgesprochen werden. Mit einem Anspruch einer in Anbetracht der Klimaänderung notwendigen Neuorganisation des globalen und nationalen gesellschaftlichen Denkens hat das nichts zu tun.

Ich habe u.a. die unter dem Durchschnitt liegende Intelligenz, etwas provokativ, angeführt. Ein schwieriges und sehr weites Thema. Die Kriterien für den IQ stehen schon seit Jahrzehnten in der Kritik. Viele Wissenschaftler sagen mittlerweile: Der IQ – Test gibt darüber Auskunft, wie gut jemand einen IQ – Test bewältigen kann – mehr nicht.» Bei der Auswertung der tabellarischen Werte an amerikanischen Universitäten wurde festgestellt, dass die mit den hohen Werten oftmals tatsächlich in der Forschung landeten, während die mit den geringeren ihre Vorgesetzten wurden. Eben eine andere Form der Intelligenz. Sie erkennen die Spielregeln und entwickeln Fähigkeiten im hierarchisch geprägten System, nach oben zu kommen.

Wenn dies beinhalten würde, dass beide Hand in Hand arbeiten würden, ergo die Führungskräfte die Erkenntnisse der Forschenden zum Wohle der Menschheit koordinieren würden, wäre unsere Welt eine andere. Wir wissen aber, dass es nicht an dem ist.

Das angelegte Kriterium lautet: Wie kann das wissenschaftliche Ergebnis für eine Kapitalerzeugung oder militärisch benutzt werden? Ergebnisse, die genau dem entgegen sprechen, sind von vornherein ungewollt, werden angezweifelt und müssen irgendwie vom Tisch.

Kapitalismusfreunde behaupten stets, dass die Finanzierung der Forschung nur über den Kapitalismus funktioniert. Das stimmt bedingt und bezieht sich nur auf die Forschung, die eben jenem Kapitalismus förderlich ist. Geisteswissenschaften, wie zum Beispiel die Philosophie verkommen zur Krawattennadel. Wie das Bild eines hoch gehandelten Künstlers wird die Philosophie als Statussymbol in den Tresor gelegt oder hängt hinter dem Manager eines Konzerns an der Wand. Saul D. Alinsky spricht von «Have» und «Have – Not». Trotz der Tatsache, dass die erste Gruppe in der Minderheit ist, ist sie dominant und verfügt über alle notwendigen Machtmittel, ihren Status zu behalten.

Betrachte ich diese Einteilung global, befinden sich die westlichen Industriestaaten klar in der Gruppe «Have» und der Rest der Welt in der «Have – Not» Position. Und es gibt noch die geringe Zahl, bei denen sich das Kapital fokussiert und ein unterdrückendes Machtschwergewicht jenseits aller Vorstellungen von Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung besteht. Niemand auf der «Have» – Seite, weder die «Echten», noch ihre domestizierten Haustiere, die brav am Tisch warten, dass ihnen etwas vom Braten zugeworfen wird, haben ein Interesse am Wandel bzw. der unausweichlich einzuleitenden Neuorganisation des Systems, wenn eine gemeinsame Reaktion auf die sich ergebenden resultierenden Probleme des bereits eingetretenen Klimawandels, ernsthaft angestrebt wird. Sie sind die Einzigen, die von der Theorie profitieren, dass ein gedeckter Tisch der Reichen durch Investitionen den Armen nutzt. Abschließend!

Es gilt eher der in der Psychologie meiner Auffassung viel zu wenig beachtete Dunning – Kruger Effekt:

„Wenn jemand inkompetent ist, dann kann er nicht wissen, dass er inkompetent ist. […] Die Fähigkeiten, die man braucht, um eine richtige Lösung zu finden, [sind] genau jene Fähigkeiten, die man braucht, um eine Lösung als richtig zu erkennen.“

Das Kalkül der «Have» ist eigentlich recht einfach. Harald Lesch hat dieses hervorragend skizziert. Es wird in einigen Teilen dieser Welt möglich sein, mit ausgeklügelten Technologien die eintretenden lebensfeindlichen Umstände zu kompensieren. Zum Beispiel wenn die Menschen in diesen Gebieten hoch technisierte künstliche Bio – Reservate einrichten.

Meiner Auffassung nach, findet die Vorbereitung bereits statt. Die Forderungen nach Abgrenzung zu den Entwicklungsländern durch den Bau einer «Festung Europa» ist nichts anderes. Denn selbstverständlich werden Menschen aus lebensfeindlich gewordenen Gebieten versuchen sich zu retten. Um dieses zu verhindern, werden Grenzen mit Robotern, Drohnen und Hightech Alarmsystemen eingerichtet werden, die analog zum Drohnenkrieg aus der sicheren Entfernung betreut und gesichert werden können. Bereits heute ist ein Punkt erreicht, an dem die Entwicklungsländer den technischen Vorsprung nie wieder einholen werden. Dafür reicht die Zeit auch nicht mehr aus.

Ich befürchte, das ist die von Herrn Lindner angesprochene professionelle, nahezu desillusionierte militärische Sicht. Die Schüler und die Wissenschaftler sind davon weit entfernt.

Ihre Botschaft: Das ist falsch, inhuman, widerspricht der Vernunft und verachtet das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Spezies.

Damit kann man einem Liberalen, Neoliberalen, Konservativen und Anhänger des Kapitalismus aber nicht kommen. Vernunft ist bei ihm durch den Glauben an das Kapital und die Gier ersetzt. Erst Recht darf man keine spirituellen Überlegungen erwarten.

Die AfD, die Konservativen CDU/CSU, die FDP und große Teile der SPD sind meiner Meinung gar nicht weit auseinander. Prinzipiell sind die von der AfD die Ehrlichen innerhalb des Clubs. Selbstredend kann auf Dauer eine bei unverändert ablaufenden Prozessen notwendige Grenze nur militärisch und mit Tötung von Menschen gesichert werden. Gauland irrt allerdings, wenn er von Bildern spricht, die die Bevölkerung aushalten muss. Sie wird diese Bilder gar nicht zu sehen bekommen. Eine ausreichend große Verbotszone und passende PR Strategien werden dies zu verhindern wissen. Bereits heute passieren weltweit Dinge, die geschickt manipuliert werden. Ich erinnere nur an den als quasi Video – Spiel inszenierten Golf – Krieg.

Auch die Bildung von Sammellagern außerhalb des Lebensraums der «Have», in denen die anbrandenden Menschenmassen aus den anderen Gebieten dahin vegetieren, nehmen alle genannten Parteien billigend, genauso wie die bereits bestehenden Massengräber in der Libyschen und Marokkanischen Wüste, hin. Das System, welches u.a. dafür sorgt, dass reihenweise Staaten destabilisiert wurden, Despoten die sich zu alimentierten Hunden der «Have» haben machen lassen einsetzte, das seinen Technologievorsprung mittels Rohstoffraub, Versklavung, Stellvertreterkriege sichert, wird von allen forciert und bejaht. Da nehmen sie sich alle nichts, die Geschicklichkeit beim Verkauf der Botschaft ist nur anders.

Zum Thema vorgelagerte Flüchtlingslager werden immer die altbackenen Nationalsozialisten herangezogen. Warum so kompliziert? Die geförderte Forschung an Biowaffen und Virologie macht es doch längst möglich unauffällige Lösungen zu finden. Ich bin davon überzeugt, dass der Tag kommen wird, an dem in diesen Bereichen diese Mittel zum Einsatz kommen. Öfen und Gaskammern sind alte Technologien, da hat man heute andere Sachen. Zynismus? Nein! Der Mensch ist so und nicht anders. Wäre er anders, würden diese Forschungen gar nicht erst finanziert werden.

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Spezialfall. Meiner Kenntnis nach, sind wir der einzige Staat, der mal aufbrachte: Von deutschen Boden aus, darf nie wieder ein Krieg ausgehen. Ein frommer Wunsch! Wir sind mitten drin. Wenn die deutschen Waffenschmieden unter Beteiligung des BND, ergo mit Billigung der Repräsentanten der deutschen Bevölkerung, in instabile Gebiete liefern, ist das eine Beteiligung an Kriegen zum Zweck der Sicherung des eigenen Status. Eigentlich ist es eine einfache Rechnung. Wie viele Waffen wurden in Deutschland produziert, welche Menge wurde davon an unkritische NATO Partner veräußert und was genau passierte mit dem Rest?

Wie viele chemische Substanzen wurden produziert, in welchen legalen Bereichen landeten wie viel, und wo ist der Rest gelandet? Irgendwann wurde schleichend der «Kalte Krieg» für beendet erklärt. Bitte? Wir sind mitten drin und dummerweise sind die beteiligten Parteien gefährlicher den je aufgestellt.

Ja, all das sieht ein 16 jähriger Schüler nicht. Da stimme ich Herrn Lindner vollkommen zu. Die stehen da auf der Straße und sagen: «Ist uns alles scheißegal, es muss eine Lösung geben, wir sind zu jung, macht was!»

Das Problem dabei ist, dass sie fordern, ein sehr wehrhaftes ausgeklügeltes System mit dem Namen Kapitalismus zu überwinden, in dem sie aufgrund des Alters zwar leben, aber nicht handlungsberechtigt sind. Schlimmer noch, sie sind bereits vollkommen inhaliert worden. Sie konsumieren bereits, sie sind längst registrierte Verwaltungseinheiten, werden auf funktionieren vorbereitet, selbst ihr Protest ist bereits zum Produkt geworden, an dem Geld verdient wird. Die Social Media verdienen, die Verlage verdienen, die Populisten verdienen, die privaten Fernsehsender verdienen … das ist nun einmal so im Kapitalismus und wurde von Karl Marx schon vor langer Zeit trefflich analysiert. Dies soll aber kein Hinderungsgrund für den Protest sein.

Die Stärke besteht nicht in dem, was man wirklich an Mitteln hat oder welche realen Möglichkeiten des Handelns existieren, sondern in dem, was der Gegner an Potenzial annimmt. Die Bewegung hat nur eine Chance. Ihr muss die Radikalität abgekauft werden.

Wenn zwei in einem Fahrzeug aufeinander zu rasen und ermitteln wollen, wer der Hasenfuß ist und ausweicht, gibt es ein probates Mittel zu gewinnen. Den Lenker aus dem Fenster halten. Schau mal … selbst wenn ich im letzten Augenblick ausweichen wollte, ich kann gar nicht! Wenn der andere überleben will, bleibt ihm nichts anderes übrig. (Spieletheorie Chicken Run – Game).

Freitags den Unterricht auf die Straße zu verlagern, ist ein netter Anfang. Wird aber sofort konterkariert mit: Die machen das nur, weil sie «schwänzen» wollen.

Die erste Auskunft, die darin steckt, ist: «Als ich zur Schule ging und mich auf ein angepasstes systemgerechtes Leben vorbereitete, hatte ich öfter keinen Bock, und machte blau. Protest war eher nicht mein Ding, weil für meine Karriere hinderlich.» Das sind auch Menschen, die die Anwesenheit in der Schule mit Lernen verwechseln. Ein systemimmanentes Denken. Anwesenheit bedeutet konformes, also ein gutes Verhalten. Die Zweite ist das Denken: Das sind Kinder/Jugendliche, die sind noch unmündig, weil sie noch nicht vom System vollständig im Sinne einer Anpassung geformt wurden. Eine radikale Ablehnung des Systems aus den vorstehenden Gründen kommt ihn nicht den Sinn. Das bedeutet: Die da so reden sind vollständig systemergebende Fürsprecher, welches einer Veränderung bedarf. Sie sind weder zu verändern, noch zu beeinflussen oder überzeugbar. Mit Ihnen sind Gespräche vollkommen überflüssig.

Es bleibt nur die Mobilisierung aller gesellschaftlichen Kräfte, die mit dem System unzufrieden sind und die Notwendigkeit einer Neuorganisation erkennen. Was ethisch u. moralisch zulässig ist und die damit i.V. stehenden Regeln werden immer von der gesellschaftlichen Gruppe bestimmt, die sich im Besitz der Machtmittel befindet. Deshalb ist es durchaus zulässig und vertretbar, wenn die jugendlichen Demonstranten überschaubares Regelwerk missachten. Schulbehörden die mit Geldbußen reagieren, kann man mit öffentlich wirksamer unterlassener Zahlung begegnen. Die Publicity würde ich mir nicht entgehen lassen. 

Die Gegner haben sich zu erkennen gegeben. Dazu gehören die großen Mediengruppen, angeführt vom SPRINGER Verlag (das war zu erwarten), Bertelsmann (auch zu erwarten), die Liberalen, die CDU/CSU, sämtliche im Hintergrund agierende beauftragten PR Strategen, und nachvollziehbar die Konzerne.

Etwas durchsichtig fand ich letztens den rührseligen Brief eines Investmentbankers, der unglücklicherweise von den Betreuern des Thunberg Accounts «geliked» wurde, der selbstverständlich im zweiten Teil seines Briefs auf die Notwendigkeit des Kapitalismus zur Lösung des Klimawandelproblems verwies. Aber immerhin wurde eine neue Strategie gezeigt.

Reumütigkeit antäuschen und das alte ursächliche «Have» – System als Lösung anbieten. Mich wundert dabei, dass die Liberalen da nicht aufgesprungen sind. Merkel war mal wieder schlau und hat es bereits getan.

Die Freitagsdemonstrationen dürfen nur ein Anfang bleiben. Dem Establishment muss mit radikalen Techniken das Potenzial der Bewegung in Aussicht gestellt werden. Das wird schwer. Den Schülern muss zur Seite gestanden werden. Wenn zum Beispiel Oberschlaue die rhetorische Keule herausholen und darauf verweisen, dass die Schüler ebenfalls konsumieren und Müll produzieren, muss sofort die volle Breitseite von etablierten «Willigen» kommen. Erstens haben wir «Älteren» dies zu verantworten, denn wir haben ihnen dieses System vor die Nase gesetzt, zweitens gibt es bekanntermaßen kein Recht im Unrecht. Wenn die Müll hinterlassen, hast Du Vogel noch lange nicht das Recht ungehindert weiter zu machen und drittens bedarf es immer einen Anfang und sei Dir sicher mein Freund, dies ist erst der Anfang. Du schaust nämlich ziemlich doof aus der Wäsche, wenn die den Konsum verweigern.

Notwendig wäre, das alle realistischen Radikalen, sich des positiv belegten Status der Schüler, anschließen, ihre unsinnigen ins Leere gelaufenen rhetorischen Grabenkämpfe aufgeben und einen realen am Menschen orientierten Dialog zu den noch untätigen, aber unzufriedenen Bürgern suchen. Dann ergäbe sich eine echte Chance. Ob sich das umsetzen lässt, wird die Zukunft zeigen.

Ideologisch bereits kaputte Typen, deren Vokabular und Rhetorik nur aus Gender, metoo, Rassismus, politischer Korrektheit, Feminismus pp. besteht, können getrost zu Hause bleiben. Sie sind Teil des Systems, ohne es zu wissen, in dem sie als Funktionäre agieren. Sie liefern nur die passenden Vorlagen für die PR Strategen, damit die mit dem Aufzeigen des Unsinns dieser vollkommen abgehoben argumentierenden selbsternannten Rettern der Moral – also das was die andere Seite auch macht, nur anders, das Bürgertum mobilisieren können.

Ich weiß jetzt schon, was ich nächsten Freitag mache …

Brief eines Linksversifften …

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«Denn das ist Konservatismus: Das Nachdenken über die Erfahrung und die theoretische Ausformulierung des Empfindens, Macht zu haben, sie bedroht zu sehen und zu versuchen, sie zurückzugewinnen.»


Aus einem Essay des amerikanischen Politikwissenschaftlers Corey Robin Quelle: Spiegel, 14.1.2018

Sehr geehrte Damen und Herren von der konservativen Fraktion in Deutschland,

ich hoffe zunächst einmal, die richtige Anrede gewählt zu haben. Bewusst habe ich auf «Hallo», «Hi» oder Ähnliches verzichtet, damit sie sich nicht sofort brüskiert fühlen. Wahrscheinlich haben sie sich entweder in einer Partei, wie der CDU/CSU, der AfD oder vielleicht in der FDP organisiert, einige von Ihnen sind eventuell Mitglied in einer Burschenschaft. Manche mögen auch nur ein Kreuz an passender Stelle auf dem Wahlzettel hinterlassen.

Ich wende mich an Sie, weil ich vieles nicht verstehe, logisch nicht nachvollziehen kann oder schlicht zu simpel in meinem Denken bin. Sie fragen sich zu Recht, wer ich bin. Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht genau. Ich besitze die deutsche Staatsbürgerschaft, war verheiratet, habe einen Eid auf das Grundgesetz abgelegt, bin Vater von zwei Töchtern, war 33 Jahre im Staatsdienst und habe eine ganze Menge Steuern in meinem Leben bezahlt. Ich habe in den Achtzigern ein Abitur absolviert, studiert und einen akademischen Titel.

Die Geschichte meiner Familie ist meiner Meinung nach typisch deutsch. Meine Vorfahren kamen einst aus Osteuropa und landeten irgendwann in Berlin. Teile meiner Verwandtschaft, waren in der KPD, im engeren Umfeld betrachtete sich meine Familie immer sozialistisch. Durch meine Heirat erweiterte ich das Spektrum ein wenig. Da gab es dann auch ehemalige Mitglieder vom Bund Deutscher Mädel, Absolventen der Elite – Schule NaPoLa und diverse Konservative. Ich gebe zu, dass ich darüber nicht sonderlich glücklich war.

Mir wurde vermittelt, dass die alten Kommunisten in den Zwanziger Jahren im Wesentlichen gegen die nicht zu bestreitende Ausbeutung der Arbeiter waren und sich auch nicht in einer auf Krieg ausgerichteten Industrie verheizen lassen wollten. Im Gegensatz dazu fand das profitierende konservative Bürgertum, dies trotz eines christlichen Anspruchs vollkommen in Ordnung.

Ihre Vordenker konstruierten irgendwann einmal den sogenannten völkischen Anspruch. Entgegen dem uns bekannten Geschichtsverlauf wurde aus vielen unterschiedlichen Stämmen und zig Einwanderern aus allen Teil Mitteleuropas ein Deutsches Volk. Dem «Deutschen» wurden Wunschvorstellungen zugeordnet. Aus dem Menschen, der in einer Region lebt, wurde per Definition der «Deutsche».
Plötzlich sollten alle Menschen dieser Region einem künstlich gebildeten Ideal entsprechen. Das erscheint mir unlogisch und ziemlich willkürlich.

Anhänger ihrer Position berufen sich auf aus herausragende Leistungen dieses konstruierten «Deutschen». Wenn ich mir so die Menschheitsgeschichte ansehe, fällt mir zu herausragend die Bändigung des Feuers, die Erfindung des Rades, die Einführung von Zahlen, die griechischen Philosophen, das römische Staatssystem, die französische Revolution, die Entdeckung der Elektrizität und die Erfindung der Dampfmaschine ein.
Ich lasse mich gern von Ihnen korrigieren, aber nichts von alledem geht ursächlich auf einen «Deutschen» zurück. Woraus leiten Sie ihre Aussage ab? In diesem Zusammenhang verweisen sie auch gern auf die deutschen Denker. OK, in erster Linie ist ein Denker ein intelligenter Mensch. Unsere Wissenschaftler haben zuverlässig nachgewiesen, dass das wenig mit der Herkunft zu tun hat. Wenn überhaupt, dann etwas mit dem System und den Möglichkeiten, die einem Menschen geboten werden. Wie erklären Sie sich, dass nahezu alle dieser benannten großen «Denker» den Konservativen enttäuscht den Rücken zu wandten und sich schon zur Kaiser – Zeit in andere Regionen absetzten?
Später wurde es nicht besser. Mehrheitlich lehnten diese Denker Ihre Vorstellungen ab. Ich erinnere sie an Nietzsche, der sich in jungen Jahren enttäuscht von Wagner abwandte. Erst seine ungeliebte Schwester verfasste dann ein eigenes Pamphlet, welches sie Ihnen zu Liebe verfasste.
Konkret könnte ich anführen, dass nach Preußen entweder die Intelligenz abgebaut wurde. Hauptsächlich konzentrierten Sie sich auf die Wissenschaften, welche industriell ausgenutzt werden konnten. Geisteswissenschaften waren zu allen Zeiten verpönt, da sie im Wettstreit mit anderen Ländern nicht erkennbar benutzbar waren. Ist das Ihre Vorstellung von Intelligenz? Alles muss kommerziell in einem Wettstreit einen Sinn ergeben?

Was genau haben Sie eigentlich gegen Individuen und individuelles Verhalten? Bereitet Ihnen die Unkontrollierbarkeit Sorge? Ist es das? Wie weit reicht Ihr Sicherheitsbedürfnis? Diese entflohenen Denker sprachen viel darüber, dass mit der Geburt das Risiko zu sterben um 100 % steigt. Das Leben birgt Risiken, und mit aller Mühe werden Sie das nicht ändern. Wenn Sie sich nicht selbst einsperren wollen, kommen sie daran nicht vorbei. Und immer wenn Sie etwas gebannt haben, werden sie eine neue Bedrohung entdecken.

Sehen Sie das anders? Haben Sie in Erwägung gezogen, dass das auch sehr individuell sein kann? Neige ich dazu, ängstlich zu sein, kann ich auch eine Menge für die Absicherung alleine machen bzw. Orte meiden.

Was gefällt Ihnen nicht daran, einfach nur ein Mensch zu sein? Warum benötigen Sie eine Überhebung in dem Sie sich das deutsche Idealbild erschaffen. Es ist doch grundsätzlich angenehm, der den Planeten dominierenden Spezies anzugehören. Können Sie mir die Gründe für das Bedürfnis nach einem fixierten vorhandenen Unter – Ober – Hierarchiesystem erläutern? Oder ist das bei Ihnen einfach so? Der Instinkt kann es eigentlich nicht sein. Primaten organisieren sich an einer der Situation angepassten Struktur. Sie bilden Verbände, die sich in Gruppen situativ unterteilen und unbeständige Hierarchien aufbauen.

Worin besteht die Problematik im Umgang mit Frauen? Welche Probleme haben ihre weiblichen Vertreter? Wenn sie geschlechtsbezogenes Unterwerfungs – oder Dominanzverhalten bevorzugen, steht es Ihnen doch frei sich der BDSM Szene anzuschließen. Aber das müssen doch nicht gleich alle mitmachen.

Ich meine, wenn Eure Dorothee Bär auf «Submissive» steht, kann Sie das doch machen. Genug passende Burschen werden sich beim RCDS finden. Oder wenn Markus Söder mehr den «Dom» spielen will, kann auch niemand etwas dagegen haben. Aber bitte alles privat und nicht andere dazu verpflichten.

Was ich auch nicht verstehe, ist Ihre Sprache. Ich habe Sie zeitlebens als die «Schwarzen» oder die Konservativen bezeichnet. Warum sind Sie so unfreundlich mich als linksversifft zu titulieren? Ja nun, sie legen vermutlich beim Sexualakt ein Handtuch auf die Couch. Ich bin hingegen ein wenig unordentlich. Aber deshalb gleich versifft benutzen?

Ich kann doch nichts dafür, dass Sie, wie bei Jan Fleischauer zu sehen und zu hören, ein Problem mit dem Ablösungsprozess von den Eltern haben. Irgendwie haben wir das doch alle, aber man muss deshalb nicht gleich als trotziger Junge stellvertretend alle «Links» vermuteten Personen beschimpfen. Ich weiß auch nicht so recht, warum sie immer von der Generation der 68er sprechen. Wenn, dann müsste man von einer Bewegung und ihrer Anhänger sprechen. Es müsste doch in ihrem Sinne gewesen sein, dass die damals gegen übriggebliebenen Fragmente vom Nationalsozialismus rebellierten.

Der ist teilweise mit Ihrer Tradition verbunden, kann Ihnen aber nicht allen zum Vorwurf gemacht werden. Oder fanden Sie das unangebracht? Und was ich so gehört habe, war der Sex in den 50ern nicht der tollste, spätestens an der Stelle sollte man den 68ern Dankbarkeit zollen. Die Musik war auch nicht schlecht. Was ich vom «Rechtsrock» nicht gerade behaupten kann. Der ist ziemlich anstrengend. Speed – Metal gespielt und gesungen von zugedröhnten tibetanischen Yak. Volksmusik können Sie gern weiter hören. Ich weise Sie nur darauf hin, dass Kinderlieder und Volkslieder musikalisch nah beieinander liegen und Sie sie deshalb mögen.

Was finden Sie an Militär so geil? Die Kameradschaft? Es gibt von hart bis soft alle möglichen Sportvereine. Gehen sie doch da hin. Geht es Ihnen wirklich um die Vaterlandsliebe? Wissen Sie, ich bin als gelernter West – Berliner Veralberungen gewöhnt. Mir wurden als ziviler Polizist, lauter Sachen beigebracht damit ich zusammen mit einer hand voll alliierter Soldaten die Russen stoppe.Militärischer Schwachsinn. Die wären um dieses geringe Ärgernis einfach herum gelaufen. Mit Deutschland sieht es nicht anders aus. Vor dem Rhein ist heutzutage im Falle einer konventionellen Kriegsführung kein Frontverlauf zu erwarten.
Finden Sie schießen und schweres Gerät fahren toll? Machen Sie doch einen Baggerschein oder melden Sie sich im Schützenverein an. Mögen Sie Männern zuschauen, die aufeinander losgehen. Kaufen Sie sich eine Karte für eine MMA Veranstaltung oder ein Rugby – Spiel. Das lässt sich doch auch ohne Kriegsspiele regeln. Die Sache mit den großen Waffenarsenalen und Armeen geht doch immer irgendwann schief. Wissen Sie, ich habe viel Zeit mit solchen Leuten verbracht. Ich kann Imponiergehabe, Identitätsfindung und den ganzen Kram nachvollziehen, aber irgendwann ist doch jeder aus dem Alter heraus, oder? Oder?

Ein Letztes, was ich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass sie an diesem Kapitalismus so vehement festhalten. Wie angesprochen wurde ich im alten West – Berlin groß. Da war es normal, dass ich mich in der Schule mit der Sowjetunion, dem Ost – Block und der DDR beschäftigte. Von Kommunismus war bei uns selten die Rede. Meistens wurde vom Stalinismus, dem sogenannten real existierenden Sozialismus, dem Maoismus und den Trotzkisten gesprochen. Kommunismus wurde uns unter philosophischer Betrachtung näher gebracht. Das ist nebenbei die Frankfurter Schule. Karl Marx als Philosophen zu sehen, der sich noch zu Lebzeiten fragte, was eigentlich ein Marxist sein soll. Ihre Vertreter sprechen gern vom Liberalismus bzw. dem Neoliberalismus. Die Worte suggerieren Freiheit. Hauptsächlich läuft es auf eine Freiheit für die hinaus, die etwas haben. Die anderen schauen in die leere Röhre. Die Wirtschaft, einer abstrakten Definition, setzen Sie mit einem lebenden Organismus gleich. Gut, warum nicht? Die Idee und Herangehensweise klingt ja erstmal interessant. Gier reguliert sich gegenseitig und organisiert sich. Aber zwei wesentliche Dinge wurden damals, wie wir heute wissen, übersehen. Erstens der Mensch und zweitens ein eintretender Mangel an Ressourcen. Immer wenn ein Mangel herrscht, kommt es zu einem Verteilungsproblem. Genau das haben wir. Sie bieten als Lösung an: Mit ein paar anderen zusammen klauben wir alles auf, was wir finden können und verwenden wir für uns. Meinen Sie, die anderen lassen sich das auf Dauer gefallen?

Innerhalb von Deutschland gehen Sie davon aus, wenn ich einzelnen genug Überfluss gebe, fließt auch ausreichend Rest für die Armen heraus. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Irgendwie hat das bei den Päpsten und im Absolutismus auch nicht funktioniert. Die benannten Stalinisten, Trotzkisten, DDR Sozialisten, Maoisten, sind auch daran gescheitert, dass sich immer ein Trottel über die anderen erheben will, also am Menschen. Da wäre es doch mal an der Zeit über alle geschaffenen Grenzen hinweg darüber zu sprechen. Also über Veränderungen und nicht wie man das System verzweifelt aufrecht erhalten kann.

Sie stehen nicht auf Geisteswissenschaftler und innovative Künstler. Alles was abweicht, ist Ihnen suspekt. Das kann ich aus Ihrer Perspektive ein wenig verstehen, aber was haben sie gegen Naturwissenschaftler? Wissen Sie, die haben eine bestimmte Art zu denken.

Ob das, was bei den Forschungen heraus kommt, wirtschaftlich ist, sich in Geld umwandeln lässt oder man damit etwas kaputt machen kann, ist denen nicht wichtig. Die sind einfach nur neugierig. Wenn jemand nur noch für Geld forscht, verliert er seinen Anspruch Naturwissenschaftler zu sein. Diese Wissenschaftler sagen Ihnen nun schon geraume Zeit: Das haben wir heraus gefunden! Was sie daraus machen ist nicht unsere Aufgabe. Dummerweise passen die Aussagen auf den ersten Blick überhaupt nicht in den Plan «Big Money». Aber dürfen sie deshalb ignoriert werden? Was ist Ihr Plan bzw. Ihr Problem? Sie brechen sich doch keinen Zacken aus der Krone, wenn Sie auf Vernunft umschalten.

Manchmal frage ich mich, ob Sie nicht längst selbst von dem Monster eingesperrt wurden, welches Sie selbst geschaffen haben. Ich habe Sie auf einer philosophischen Ebene und nicht als Kapitalist angesprochen. Die «Größen» des Kapitalismus haben doch längst unsere Geschicke übernommen. Der Mensch und seine Bedürfnisse sind doch längst zu einem bewertbaren Wirtschaftsgut geworden. Das betrifft Sie, wie auch mich. Alles, unsere Zeugung, unsere Entwicklung im Mutterleib, der erste Schrei, Emotionen, Bedürfnisse, Krankheiten, Alter und der Tod ist Business. Selbst wenn wir uns gegenseitig Töten, ist es ein millionenschweres Geschäft.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir setzen gedanklich nochmals neu an und ziehen mal alle unsere «Denker», «Naturwissenschaftler» unter Ausschluss der «Verdiener» heran und hören denen mal aufmerksam zu und bewerten die Lage. Damit gäben wir der Vernunft eine Chance. Die Ergebnisse werten wir aus und stellen dann einen Forderungskatalog an die Großverdiener des bisherigen Systems. Wer von denen nicht mitmacht, bekommt den Hintern versohlt … so klassisch konservativ.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir setzen gedanklich nochmals neu an und ziehen mal alle unsere «Denker», «Naturwissenschaftler» unter Ausschluss der «Verdiener» heran und hören denen mal aufmerksam zu und bewerten die Lage. Damit gäben wir der Vernunft eine Chance. Die Ergebnisse werten wir aus und stellen dann einen Forderungskatalog an die Großverdiener des bisherigen Systems. Wer von denen nicht mitmacht, bekommt den Hintern versohlt … so klassisch konservativ.

In tiefer dauerhafter Verbundenheit, denn es würde Sie nicht ohne mich und anders herum, mich nicht ohne Sie geben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr “Linksversiffter”

Ein hässliches Unkraut und der Boulevard

Lesedauer 5 Minuten

Die BILD Zeitung gehört zu den Blättern mit der größten Reichweite. Ein Teil des Konzepts der BILD ist es die einfach gestrickten Regionen des Gehirns zu bedienen. Das finde ich grundsätzlich in Ordnung. So sind die Menschen nun einmal, sie wollen unterhalten werden. Das ist das Konzept und ob man dazu beitragen will oder nicht, ist persönliche Geschmackssache. Die BILD ist aber zu einer Institution geworden. Der Erschaffer Axel Cäsar Springer wollte das auch so und hat sein Ziel erreicht. Ein Einfluss auf die öffentliche Diskussion ist nicht zu bestreiten. Auf den Begriff Meinung verzichte an dieser Stelle.

Unsere Zeit ist geprägt von bezahlten PR Strategen, die mittels gezielter und ausgeklügelten Kampagnen, das Geschehen und Denken in der Bevölkerung beeinflussen. Ein Mittel der Wahl ist die Findung markiger Begriffe oder Euphemismen. In den letzten Tagen nahm ich den Begriff «Suff – Cop» auf, aber in der öffentlichen Debatte schwirren deutlich mehr herum. Deutschland kommt mir in den zurückliegenden Jahren vor wie ein Schnellkochtopf mit dem ein paar Leute herum experimentieren. Irgendwie muss man das Ding doch zum explodieren bekommen lassen. Auch wenn die aktuellen Unternehmungen der BILD nicht neu sein, dieses Spiel begleitet sie seit Jahrzehnten. Ältere erinnern sich noch, dass dem SPRINGER Verlag einst das Attentat auf Rudi Dutschke zur Last gelegt wurde und es hieraufhin zu Straßenschlachten kam. Diverse andere Geschichten folgten und wurden sogar mal Gegenstand eines Bestsellers von Günter Wallraf.

Es scheint eine Frage zu sein, für welche Folgen meines Handelns ich mich verantwortlich fühle und welche ich von mir weisen kann. Die Geschichte vom Streichholz und dem Brandstifter. Bin ich verantwortlich für den Hausbrand, weil ich die Streichhölzer dafür lieferte? Journalisten, die bei Boulevard Blättern arbeiten scheint dies in weiten Bereichen vollkommen egal zu sein. Es geht nicht darum, eine Story zu bringen! Es ist eine Frage des «Wie», des «Warum», in welchen Rahmen, und der Benutzung der Wörter. Ich kann neutral und ruhig berichten oder aufpeitschend. Ein Problem der Zielrichtung und am Ende eventuell auch des Ethos.

Ruhiges, rationales, analytisches Betrachten und Aufbereiten der Geschichte verkauft sich nicht. Eine Zeitung will Umsatz machen. Habe ich keinen richtigen «Knaller», der allein mit seiner Benennung die Auflage steigert, muss ich mir halt einen erschaffen. Früher brüllten die Zeitungsjungen die Schlagzeilen in den Straßen. Und bevor es Zeitungen gab, zogen Moritatensänger mit ihren Bildern durch die Dörfer und erzählten in blumigen Worten von den Schrecken, die passiert sind. In den Spontizeiten der Achtziger sagten wir immer: «Retortenbaby gezeugt, BILD war im Reagenzglas dabei» oder wir waren uns einig darüber, dass aus der BILD Blut herauslaufen würde. Bemerkenswert ist, dass sich mittlerweile auch der Berliner Tagesspiegel und die TAZ nicht zu schade sind, in das Moritaten Geschäft mit einzusteigen. Es müssen schlechte Zeiten herrschen.

Übersehen werden darf nicht, dass eine Kundschaft bedient wird. Spränge niemand darauf an, würden sie es nicht tun. Kein Abhängiger – kein Dealer; keine Freier – keine Prostituierte; keine Strassenkäufer – keine illegalen Zigarettenhändler. Jeder Leser ist also mit im Boot.
Ebenfalls entspräche es einer gewissen Doppelmoral, wenn man sich beispielsweise über die Behandlung eines Polizisten mokieren würde und gleichzeitig die Berichterstattung bezüglich einer anderen Person vollkommen in Ordnung fände. Persönlich ist das nicht mein Anspruch. Ich kann es für mich weder bejahen, dass weiterhin die Sprache verroht, und das Niveau quasi täglich nach unten reguliert wird, oder eine derartige Behandlung von Menschen eine Legitimation erfährt. Ich kritisiere dies bezüglich eines jeden Menschen. Und ich sehe nochmals einen Unterschied, wo das geschieht. Bei einer einzelnen Person mag das unter Umständen hinnehmbar sein, weil es Probleme in der Persönlichkeit gibt. Bei Artikeln, die aus einer Redaktion hervorgehen und eine unweit größere Reichweite haben, damit auch weitreichende Folgen nach sich ziehen, ist das etwas anderes.

Von mehreren Seiten wurde in der Vergangenheit die AfD dafür angeprangert, dass sie mit der Wahl ihrer Worte, ehemals unsägliches in der Gesellschaft implementieren. Sie machen das nicht alleine. Ohne eine Presse, die diverse Worte aufgreift, um beim Pöbel anzukommen, hätten sie es schwerer. Seitens seriöser Journalisten wird auch immer wieder auf die manipulierten Verlautbarungen der Partei verwiesen. Doch wo genau besteht der Unterschied zum Boulevard? Ich erkenne keinen. Sie bedienen sich in einem gemeinsamen Werkzeugkasten. Hintergründe, Fragen, Zweifel und eine differenzierte Sprache sind hinderlich beim zweckgebundenen Bedienen der niederen Instinkte. Innerhalb weniger Minuten muss der malochende Leser vollgepumpt werden. Ein wenig was zum Aufgeilen, ein paar Promis zum Träumen und Abarbeiten, ein wenig das Gefühl: Du bist gut und die anderen sind böse, «Wir hier unten, die da oben.», ein paar Sündenböcke für alles Schlechte und ein Aufreger.

Mal trifft es den einfachen harmlosen Kerl, der sich nach Mallorca verzogen hat, der für alle «Sozialschmarotzer» herhalten muss, ein anderes mal einen psychisch Kranken, der zum Stellvertreter aller Muslime gemachht wird. BILD Kampagnen haben, wenn man Wallraf glauben darf, und ich tue das, einige Suizide nach sich gezogen. Selbst Schuld, sagt sich vermutlich der Boulevard Reporter. Unabhängig vom Glauben, ich halte das mehr als wahrscheinlich, zerstörte Existenzen sind niemals förderlich.

Mein Fazit: Das Gebaren der Presse, nicht nur des Ressort Boulevard, ist am festzustellenden Rechtsruck der Gesellschaft maßgeblich beteiligt. Niemand kann Ihnen diesbezüglich Vorschriften machen. Jedes Blatt, jeder Verlag und jeder Journalist muss sich damit selbst konfrontieren und seine eigene Rechnung aufmachen, inwieweit er damit leben kann. Meiner Auffassung nach, wurde in Deutschland zu oft das Prinzip befolgt: Ich habe nur dieses oder jenes Erlaubte getan, für alles Folgende bin ich nicht verantwortlich. In meinem Verständnis: Doch! Nämlich dann, wenn es nicht vollkommen von der Hand zu weisen ist und ich die Chance habe es zu erkennen. Und die besteht! Wenn ich bejahe, dass mein Handeln über meine Person und Existenz hinaus eine Bedeutung hat, komme ich nicht daran vorbei. Ich bin nicht der Überzeugung, dass ich mich mit dem Verweis, dass ich diesen oder jenen Artikel nicht geschrieben habe, aus der Verantwortung stehlen kann.

Das ist ein wenig, wie mit der Polizei. Dort leistet man Dienst für eine Gesellschaft, aber man ist auch gezwungen, die Vorgaben einer Regierung umzusetzen. Ich lasse mal dahin gestellt, inwiefern die heutzutage noch tatsächlich die Chance hat, Repräsentant des Wählers zu sein oder vielmehr eine ausführende Institution der Großen in der Wirtschaft geworden ist. Sehe ich das so, muss ich in den Spiegel sehen und mit mir selbst ins Reine kommen. Kann ich das noch mit meinem Gewissen vereinbaren oder gerate ich unter Umständen in massive innere Konflikte? Ist es an dem, sollte ich Gehen in Erwägung ziehen.

Vielleicht besteht das Ziel darin, die Lufthoheit über die Stammtische und die Herrschaft über die manipulierbare Masse der rechten Bewegung, angeführt von der AfD, wieder abzunehmen. Das ist bisher immer schief gegangen. Zu betrachten sind nicht die Jahre ab Gründung der AfD, sondern ein viel längerer Zeitraum. Dieses Denken ist nicht vom Himmel gefallen, sondern was wir heute sehen, sind die ersten Blüten von einer Pflanze, die 1945 mal abgemäht wurde. Die Wurzel blieb in der Erde erhalten und wurde von vielen Gärtnern umsorgend gegossen. Die Wortwahl, die Darstellungsweise, die Attacken gegen alles, was linksseitig gedacht wird und die damit einhergehende Diffamierung, ist purer Dünger.

Dummdreistes rechtes Gebaren wird sanktioniert. Ich ersehe sie als die wilden Triebe. Das Subtile, nicht sofort Erkennbare wird brav gehegt. Doch immer das, was man nicht sofort sieht, ist das Gefährliche.

Sie brauchen keinen Führer

Lesedauer 10 Minuten

Das Muster ist immer wieder gleich. Es kommt zu einer Gewalttat und die Strippenzieher im Hintergrund wissen ihre Chance zu nutzen. Nun hat es Gewalttaten immer gegeben und es wird sie immer geben. So ist der Mensch. Wäre dies nicht der Fall, müsste ich mich persönlich fragen, womit ich über dreißig Jahre hinweg mein Geld verdient habe. Das sich aufgrund einer Gewalttat ein Mob bildet, der sich durch eine Stadt wälzt, sah man in der Vergangenheit eher selten. Es gab sie, aber nicht in der Größenordnung, wie in Chemnitz, und immer Lokal auf ein kleines Gebiet begrenzt. Die Polizei ist grundsätzlich auf so etwas vorbereitet. Die Mutter aller taktischen Dienstvorschriften die PDV 100 widmet diesem Phänomen nicht ohne Grund diverse Absätze. Bemerkenswert ist auch die Zusammensetzung des Mobs.

Auf den im Internet zahlreichen hochgeladenen Videos, sieht man überwiegend aufgepumpte junge Männer, teilweise mit bewusst erschaffenen bedrohlichen Aussehen. Man könnte auch sagen, dass dort vornehmlich der bestens bekannte Schlägertrupp unterwegs war. Intern auch gern die ostdeutschen Vollhonks genannt. Die gehen nicht auf die Straße, weil sie die vorangegangene Straftat interessiert, sondern weil sie einige Probleme mit ihrer Persönlichkeit haben. Hier kommt in mir die Frage auf. Wo und wann ist die Gesellschaft eigentlich falsch abgebogen, dass auf den Straßen immer mehr Typen herumrennen, denen es wichtig ist, mittels aufgepumpten Körper, Kleidung, Tattoos und Körperhaltung einen bedrohlichen Eindruck zu hinterlassen? Ich weiß allerdings, dass es dazu soziologische Studien gibt. Einer der Gründe, ist die Suche nach einer Identität. Vermutlich nicht ganz zufällig nennt sich eine der rechten Strömungen «die Identitären». Sie besitzen schlicht keine Eigene, deshalb versuchen sie, auf diesem Wege eine zu bekommen. Und die Überzeichnung des eigenen Ich auf Kosten anderer, zur Hebung des eigenen sozialen Status ist wahrlich ein alter Hut.

Rechts! Ein Begriff der z.Z. für alles Mögliche benutzt wird. Gleiches gilt für «Links». Der Umstand, dass wir Menschen Schubladen und Etikettierungen benötigen, ist ebenfalls nichts Neues. Sich davon zu lösen, ist schwer. Ursprünglich stand in Deutschland rechts für den Nationalsozialismus und links für den Kommunismus. Seither ist vieles durcheinandergegangen. Wer unterscheidet heute schon noch zwischen Faschismus, Stalinismus, Nationalsozialismus, Nationalismus, Maoismus, Kapitalismus, Neoliberalismus, Oligarchien, Autokratien, Diktatur? Mit Sicherheit nicht die auf der Straße herum laufenden Typen. Ich finde es zum Beispiel bemerkenswert, wie viele Ähnlichkeiten die alte SED mit der AfD hat. Schaut man sich bei Youtube Aufzeichnungen von Parteiveranstaltungen in kleineren Verbänden Sachsens an, sind da viele Parallelen zu erkennen.

In einigen Foren, in denen sich Polizisten miteinander austauschen wird in letzter Zeit immer wieder auf die «Linksextremisten» verwiesen. Immerhin wären die beim G20 in die Vorlage gegangen und die Linken würden sich nicht sauber von denen distanzieren. Einer, der mir persönlich bekannt ist und u.U. diesen Beitrag sogar liest, verwies darauf, dass ein beinahe harmloser Hitlergruß weniger schlimm wäre, als die marodierende Truppe in Hamburg.
Meiner Auffassung nach, werden hier die berühmten Äpfel mit Birnen verglichen. Warum? Erstens waren für mich viele der Randalierer keine Linken im eigentlichen Sinne. Die wollen nicht die Installation eines Kommunismus in Deutschland. Diejenigen, welche politisch agieren, präferieren eine lokale Anarchie, in der sie machen können, was sie wollen. Wohlgemerkt! Ich meine die, welche auf den Dächern standen, sich auf der Straße die Arme beim Steinewerfen auskugeln usw.. Manch einer mag auch gegen das herrschende System rebellieren … dabei kann ich sie sogar verstehen. Da stehe ich ganz auf der Seite von Herrn Gysi und Oscar Lafontaine, die der BR Deutschland den demokratischen Status teilweise absprechen und von einer Oligarchie sprechen, in der die Bedürfnisse der oberen 10 % der Gesellschaft bedient werden. DIESE Aussage ist links oder von mir aus, tief rot. Aber die Roten – zu denen ich mich immer mehr zugehörig fühle – haben wenig Interesse, mittels einer schwarz gewandeten Streitmacht diesen Zustand zu verändern. Echte Rote wissen, dass das nicht funktioniert. Dieser Prozess muss mit allen von innen heraus entstehen. Der Gegner sind auch nicht Ausländer, sondern bekanntlich das Denken, dass jeder Aspekt des menschlichen Lebens einen monetären Gegenwert hat. Dies ist ein globales Problem, und ein Denkansatz, der eine Idee ist, um den seit der Industrialisierung von Menschenhand erschaffenen Trümmerhaufen zu reparieren.

Da in Chemnitz waren andere Truppen unterwegs. Gezielt und strategisch eingesetzte biologische Masse, als Wegbereiter einer Bewegung, deren parlamentarischer Zweig, die AfD ist. Gezielt werden Schalter umgelegt, die in uns allen vorhanden sind. Ressentiments – quasi genetische Marker – gegen Fremde, historisch bedingte Konflikte, Minderwertigkeitsgefühle, soziale Entwurzelung (dazu sagt der Rote: Schuld daran ist der Kapitalismus), soziale Konflikte und im Kapitalismus absehbare lineare Kämpfe. Die AfD will die Oligarchie aufrecht erhalten, aber in Zukunft wollen sie die Oligarchen sein. Ein Gauland, eine Weigel, ein Meuthen oder auch ein Höcke wollen nicht mehr und nicht weniger, als ein fettes Stück Kuchen von der Macht abhaben. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. OK! Das hatten wir bereits in Deutschland. Der kleine Adolf Hitler, Steuerhinterzieher, gesponsert vom amerikanischen Großkapital, hatte nichts anderes im Sinn.

Insofern hat der Chemnitzer Mob einen vollkommen anderen Stellenwert. Er ist ein taktisches Mittel gewesen, ebenso wie der Frauenmarsch, die Demonstrationen in Kandel usw.. Sie wollen nichts im eigentlichen Sinne verbessern. Wer z.B. Kriminalität wirkungsvoll eindämmen will, muss sich über soziale und gesellschaftliche Aspekte Gedanken machen. Allein die Repression u. vor allem die Verdeckung der tatsächlichen Probleme mittels Erschaffung einer Buhmann Rolle, wird es nicht richten – eher im Gegenteil. Das wahre Gesicht des Mobs und der Ausrichtung der Aktion, zeigte sich, als PEGIDA, Bündnis für Chemnitz, AfD und eine Vielzahl bekannter Schlägertrupps einen Trauermarsch inszenierten. Auch keine Innovation, sondern der Rückgriff auf die Taktiken vor 1933. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird die AfD bei Gelegenheit einen neuen Schlageter – Mythos aufbauen. Alles nur eine Frage der Zeit und prognostizierbar.
Doch wie reagieren die restlichen Teile der Gesellschaft? Meiner Auffassung nach, geht es nicht mehr viel dümmer. Was reitet das Beraterteam um Horst Seehofer, wenn er anlässlich von den Ereignissen in Chemnitz, einem von langer Hand vorbereiteten Akt in zwei Teilen, von verständlicher Aufregung spricht? Welche politische Instinktlosigkeit reitet eine konservative Presse, wenn sie die auftretenden Bands diskreditiert? Ja, da mag der eine oder andere Text unpassend zum ursprünglichen Anlass – dem Tod von Menschen, gewesen sein. Doch darum ging es überhaupt nicht. Es ging darum, den Strategen im Hintergrund eine Botschaft zu senden. Und nicht nur ihnen sollte sie zugesandt werden. Auch die Seehofers, Dobrindts, Söders, nebst deren Gefolge und weiteren, sollten eine Nachricht erhalten.
Sehr geehrte Damen und Herren vom Bürgertum, aus dem konservativen Spektrum, ihr die ewigen Deutschen im schlechtesten Sinne, ihr spielt wie einst die Zentrumspartei mit einem Kumpel, der Euch am Ende den Arsch aufreißen wird, da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden. Deshalb wird klar, unter Umständen auch mit gleicher Münze zurückgezahlt.

Ich bin in den zurückliegenden 25 Jahren den «Rechten» und den «Linken» hintergelaufen und habe sie beobachtet. Es gibt da einige eklatante Unterschiede. Was da unter Rechts subsumiert wird, ist die nackte Gewalt und Mordlust. Nicht einmal extrem militante Autonome kommen auf die Idee einen Menschen mit dem Gesicht auf eine Bordsteinkante zu legen und zuzutreten. Für viele mag Gewalt gleich Gewalt sein. In meinem Leben ist das anders. Wie die Gewalt ausgeübt wird, sagt viel über den Ausführenden aus. Der eine verwendet Distanzwaffen, ein anderer verwendet ein Messer, der Nächste bedient sich seiner Hände. Einen Menschen mit Händen und Füßen totzuschlagen, ist etwas vollkommen anderes, wie ein schneller Stich mit dem Messer. Ebenso ihn zu erwürgen und langsam dem Todeskampf zuzusehen. Selbst, wo ein Schuss hingesetzt wird, sagt eine Menge aus … insofern er ein Ergebnis eines bewussten Zielens ist.

Hools, Kameradschaftszene, Kampfgruppen ist mit das verroheste, was mir jemals im Leben begegnet ist. Sie gehen qualitativ einher mit Clan – Mitgliedern die Foltern und Rockern, die schon mal mit Messern versuchen, Extremitäten abzutrennen. Getoppt werden sie alle nur noch von den russischen organisierten Kriminellen. Die bringen solche Sachen, wie einem Gefesselten ein eingeschaltetes Bügeleisen auf den Bauch zu legen, bis es sich komplett durchgebrannt hat. Wie gesagt … ich glaube, mit Gewalt habe ich so meine Erfahrungen gesammelt.

Man kann den unter links einsortierten Gewalttätern in Sachen Distanzwaffen eine Menge vorwerfen, aber der unmittelbare Kontakt liegt ihnen nicht … da melden sich dann die Skrupel im Angesicht des Opfers. Die Diskussion der letzten Tage hing sich an Begriffen auf. Mob, Hetzjagd, Pogrom usw. wurden je nach Ausrichtung benutzt oder kritisiert. Selbstverständlich jagen diese Truppen im «Wilden Osten» Ausländer, Langhaarige und alternativ aussehende Personen.
Selbst Leute aus dem Mobilen Einsatzkommando, die sich entsprechend tarnten, verzichteten dankend und ließen die anders aussehenden Kollegen aussteigen. Alles eine Frage der taktischen Anpassung. In dem Job wird nicht gefragt, ob etwas sein kann oder darf, dort muss man sich mit Realitäten auseinandersetzen. Wer ehrlich ist, wird auch nicht bestreiten, dass es junge Polizisten gab o. gibt, die mit Hools gekuschelt haben. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mehrfach einen Hals hatte, wenn ich solche Dinge beobachten musste. Klar und deutlich muss aber auch gesagt werden, dass sie in der Minderheit sind. Ja, es gibt Städte mit einer ausgeprägten Szene, das ist Fakt und lässt sich nebenbei auch bei Interesse im Verfassungsschutzbericht nachlesen. In der hohen Politik diesbezüglich herumzudrucksen, ist ziemlich kontraproduktiv.

Ebenso kann niemand die anderen Bestrebungen der «Rechten Bewegung» bestreiten. Da gäbe es die Ultras, die in Niedersachsen germanische Lebensweise zelebrieren, die Beschulungen Rechter im Umgang mit den Polizeikräften, das besorgniserregende Engagement von Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten in diesem Umfeld und noch vieles mehr. Exakt hier sehe ich einen weiteren wichtigen Punkt, der die beiden Ausrichtungen im Gefährdungspotenzial wesentlich voneinander unterscheidet. Der Rückhalt in der breiten Gesellschaft.

Ein Autonomer oder einer, der sich der losen inhomogenen Truppe Antifa zugehörig fühlt (auch ein seltsames Phänomen: Wie kann ein Polizist von einer homogenen existierenden Vereinigung mit der Bezeichnung Antifa sprechen?), wird sich im aktuellen und zukünftigen Deutschland niemals eines Rückhalts in der breiten Mehrheit der Deutschen Bevölkerung sicher sein können. Die Unterordnung unter einer Führungsstruktur, die Überzeichnung der eigenen tatsächlichen oder angenommen Leistungen, die Einnahme einer Opferrolle, ist quasi genetisch durch die historischen Ereignisse ab der Kaiserzeit in die Gesellschaft eingebrannt. Den zurückliegenden Kampf zwischen Arbeiterklasse und Bürgertum hat Letzteres mit der Entstehung der Wohlstandsgesellschaft für sich entschieden. Das Denken, welches wir mit der Bezeichnung “rechts” belegt haben, war niemals weg. “Da müsste mal wieder einer richtig durchgreifen.”; “Früher hätte es das nicht gegeben, da wäre so etwas im Lager gelandet.”, sind Standardsprüche. Allerdings hießen die Social Media früher “Zur runden Ecke” und “Kleines Versteck”, hatten am Fenster vergilbte Gardinen und schreckliche mit einem dicken Filzstift geschriebene Ankündigungen für den nächsten Futschi – Abend. Die rechte Bewegung überdauerte bierselig am Tresen.

Realistisch betrachtet geht es aber nicht mehr um Deutschland, sondern um sehr viel mehr. Die Zeit der nationalen Probleme ist längst vorbei. Ich bin für mich selbst zum Ergebnis gekommen, dass uns die «Rechte Bewegung» zusammen mit den Konservativen mal wieder ins Verderben führen werden. Alle anderen Lösungen sind idealistische Ansätze, denen die menschliche Unvernunft im Wege steht. Schreiben tue ich lediglich dazu, weil es mich in meinem Leben schon immer verärgerte, wenn Leute, die es besser wissen könnten, sich in die eigene Tasche lügen. Doch auch dies gehört zur menschlichen Natur. Ich habe es aufgegeben, den Versuch zu unternehmen, etwas im Denken anderer Leute zu verändern. Die Entscheidung ist letztlich, ob man selbst ein menschliches Leben führen will oder sich in das System einfügen will. Ich habe mich entschieden.

Letztens las ich einige Zeilen über Vernunft, Gewissen und Religionen. Religion bedeutet relativ nüchtern, sich seinem Gewissen gegenüber verpflichtet zu fühlen. Einem Gewissen, welches einem sagt, dass Lebewesen aus mehr bestehen, als die körperliche Erscheinung und deshalb tunlichst die Zukunft so gestalten sollten, dass sie Morgen auf ein gutes Leben treffen. Vernunft basiert auf einem funktionierenden Urteilsvermögen, welches sich aus einer sauberen logischen Betrachtung der Umwelt ergibt. Weder sehe ich in den öffentlich geführten Diskussionen in diesem Sinne ein Gewissen, noch kann ich eine Vernunft erkennen.

Selbst politischen Wortführern, denen ich einst einiges zutraute, umtreiben merkwürdige Gedanken. Die Aussagen der Kanzlerin sind ursächlich für Ereignisse, wie sie in Chemnitz stattfanden. Alles klar! Ich musste meine Frau erschlagen, weil sie immer mit mir meckerte. Die Demokratie, die Gewaltenteilung, der Rechtsstaat sind in Deutschland ein kleines Kind. Tödliche Auseinandersetzungen haben jahrelang keinen Menschen interessiert. Mir fällt in der Vergangenheit nicht eine einzige Demonstration für eine ermordete Frau oder Mann ein. 1971 wurde in London das erste Frauenhaus eingerichtet. Diese Häuser standen niemals leer. Überall folgten weitere Einrichtungen. Ich habe nicht gezählt, wie häufig ich in dreissig Jahren bei vermissten Kindern eingesetzt wurde, die später in einem Wald gefunden wurden.

2015, Merkel, alles Bullshit. Darauf surfen die Strategen nur zum Ziel. Und dies machen sie nicht schlecht. Sie machen es so gut, dass bei Leuten Schalter umgelegt werden, denen ich diese Anfälligkeit niemals zugetraut hätte. Mich selbst zwingt dies leider immer mehr dazu Spreu vom Weizen zu trennen. Es geht nicht um Dummheit. Die kleinen grauen Zellen sind durchaus bei allen vorhanden. Aber Denken will gelernt sein. Wenn ich mich niemals mit Denkfehlern und den eigenen Unzulänglichkeiten bei der eigenen Wahrnehmung auseinandergesetzt habe, sind Fehlschlüsse vorprogrammiert. Wie gesagt, auch in dem Genre aus dem ich komme, bleibt die Entscheidung nicht aus. Vernunft, Gewissen, ein eigenverantwortliches Leben erscheint mir als aktiver Unterstützer des Systems nicht mehr möglich. Oftmals wurden in den letzten Tagen auch Vergleiche zu den Vorkommnissen in Lichtenhagen gezogen. Soviel ich weiß, entstand Lichtenhagen unkontrolliert innerhalb eines dazu bereiten Milieus. Chemnitz und der Marsch der rechten Bewegung wurde gezielt gesteuert -sie beginnen das Potenzial zu kontrollieren. Das ist nicht gut. 

Aus psychologisch nachvollziehbaren Gründen heraus, reduziert ein großer Anteil der Deutschen den Nationalsozialismus auf die Jahre 1933 – 1945 und ersieht in der Person Adolf Hitlers den eigentlich Schuldigen an der ganzen Geschichte. Der Führer ist tot – war was? Na ja … der Führer hat einiges in der deutschen Volksseele bedient, er hat es nicht erschaffen, sondern benutzt. Nahezu verblüfft stellen jetzt einige fest, dass das Bediente immer noch existiert. In der DDR wurde es nahezu konserviert. Die Aufgabe lautet: Sind die jungen Demokratien in Europa dazu in der Lage, sich auf eine Welt einzustellen, in der nach und nach die Dinge eintreten, vor denen uns alle immer gewarnt haben. Wirtschaftliche Krisen kündigen sich am Horizont an. Vielen im unteren Bereich wird es schlechter gehen. Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze einstampfen. Katastrophen, Kriege, Dürren, Verteilungskämpfe, gravierende wirtschaftliche Unterschiede werden stets härtere Aufgaben stellen und die Deutsche Gesellschaft herausfordern. Doch die scheitert schon an ein paar Toten, einigen PR Kampagnen und einigen wenigen Flüchtlingen. Das kommt mir vor, wie einer der beschließt das Rauchen aufzugeben und wegen einer einzigen roten Ampel sofort wieder anfängt. Dabei leben wir international betrachtet auf der Insel der Glückseligen.

Wenig hilfreich sind auch naive Theologinnen bei den Grünen, wie Frau  Katrin Göring- Eckardt, die die eingesetzten Polizisten unter einen rechten Generalverdacht stellt. Von taktischen Notwendigkeiten hat diese Frau keinen blassen Schimmer. Wenn der Mob erst einmal unterwegs ist, wird es schwierig einen vernünftigen Einsatz hinzubekommen, der nicht vollkommen eskaliert. Deshalb müssen Zugeständnisse gemacht werden, die Verfolgung von Straftaten zurückgestellt werden und einiges mehr.Man kann natürlich einen Krieg anzetteln. An dieser Stelle wird sofort auf den G20 verwiesen. Jedenfalls ich habe niemals behauptet, dass ich diesen Einsatz aus der Entfernung besonders gelungen fand. 

Selbstverständlich müssen sich die lieben Bürger auch daran gewöhnen, dass die Polizei in nächster Zeit eine deutlich härtere Gangart einschaltet. Dies haben sie sich selbst zuzuschreiben. Doch in Chemnitz wäre eine Eskalation der Lage eine extrem blöde Idee gewesen. 

Aber ihr sei zugestanden, dass sie sich damit in eine ganze Reihe Ahnungsloser einreiht. Ärgerlich ist dabei, dass sie mit solch unsinnigen Äußerungen jede Menge Schaden anrichtet. Für die Anzahl der eingesetzten Beamten, an welchen Stellen die Maßnahmen durchgeführt werden und welche  angeordnet werden, liegt nicht in der Entscheidungsgewalt der Eingesetzten. Wer der kompletten Polizei in Sachsen eine rechte Unterwanderung unterstellt, geht die gesamte Hierarchie an und die beginnt oben mit Positionen, in denen das Parteibuch karrierebestimmend ist. Da sollten sich dann die Herrschaften in der Politik miteinander unterhalten, bevor sie Polizeiobermeister angehen. Nicht die Polizei hat versagt. Sondern die Gesellschaft, mit dem Verlust der Übersicht, wer Freund und Feind ist. Ebenso wie das politische Establishment, welches in einem Elfenbeinturm lebt. Täter sind die Menschen, die ohne ein Gewissen alles dem Kapitalismus und dem Konsum geopfert haben. Als Menschen haben wir uns längst zum Produkt reduzieren lassen. Ein Faktor in der Buchhaltung – nicht mehr und nicht weniger. Doch auch dieses war bereits in den 60gern hinreichend bekannt, wurde den Menschen mitgeteilt und sie haben es nicht kapiert. Die Intellektuellen in Deutschland sind in eine Art Koma gefallen. Gnädigerweise dürfen sich manche noch im Spartenfernsehen um 23:00 Uhr blicken lassen. Was nicht in Form eines geistigen Burgers mit Pommes und gesüssten Ketchup lauwarm angeboten wird, sieht sich ohnehin niemand an. Aber in sich nicht tragfähige Verschwörungstheorien, konsumieren sie wie Wodka. Auch nichts Neues. Thule – Gesellschaft, Freimaurer Verfolgung und die Weisen von Zion hatten wir auch schon. Dieses Mal heißt das Deppen – Programm Islamisierung. Langweilig! Ganz sicher wird die Deutsche Bank, Goldman und Sachs, Blackrock auf die Scharia umstellen. Selbstverständlich werden die Mullahs unsere Rüstungsschmieden übernehmen und blonde Frauen werden Vollverschleiert am Fließband sitzen. Wer das glaubt, muss sich dann doch mal ein paar Fragen bezüglich der grauen Zellen stellen lassen.

Am Ende wird es nicht die AfD sein. Das Problem ist die gesamte rechts – konservative Bewegung mit einem Parlamentarischen Arm. Inklusive einer fortschreitenden Debilität, weil die Menschen das Denken verlernen.